Das vermeiden von unnötigen Fehlern bei der Behandlung und dem Gebrauch
Ihrer Segel spart Ihnen mit wenig Aufwand viel Geld und Ärger.
Inhaltsverzeichnis:
1 Segelpflege
1.1 Lagerung und Transport von CRUISING, CLUB RACING und ONE DESIGN Segeln
Alle Segel sollten nach Möglichkeit immer trocken aufbewahrt und transportiert werden.
RACING, CLUB RACING und ONE DESIGN Segel sind meist aus mittel- oder stark geharzten Tuch gefertigt.
Diese Segel sollte man nach Möglichkeit rollen, da bleibende Knicke (Weißbrüche) nur so vermieden werden
können.
Muss das Segel trotzdem gefaltet werden, weil es z.B. im Unterliek sehr lang ist, oder anders nicht
transportiert werden kann, achten Sie bitte darauf, nicht immer dieselben Falten zu verwenden und die
Fenster nicht zu knicken. Falten und Knicke im Tuch und Fenster verschlechtern den Wind-Abfluss bei
leichtem Wind und schwächen die Stabilität des Fensters.
Die Lebensdauer eines Segels wird durch Falten jedoch nicht übermäßig beeinflusst. Bei längerer
Lagerung, z.B. im Winter sollten Sie darauf achten, dass die Segel in einem trockenen Raum gelagert
werden.
CRUISING Segel sind aus geschmeidigerem Tuch als Regattasegel gefertigt, und können, sofern trocken,
problemlos gefaltet werden. Jedoch sollten auch hier Knicke im Fenster vermieden werden.
Achtung:
Häufig sieht man, dass Groß, Focks und Genuas vom Kopfende her aufgerollt werden. Tun Sie das bitte
nicht, denn Sie verbiegen und knicken die Kopfverstärkung des Segels!
Gehen Sie besser so vor:
Legen Sie das Segel auf den Boden oder das Deck und klappen das Kopfende Richtung Schothorn. Rollen
Sie das Segel von der zweiten Latte, oder ab der zweiten Naht von oben doppellagig auf. Sie vermeiden
so ein zu enges Rollen der Kopfpartie. Bei längerer Lagerung in gerolltem Zustand sollten die Latten
im Großsegel entlastet werden, sie können aber in den Lattentaschen verbleiben, was das Rollen
vereinfacht.
Rollen Sie die Segel abwechselnd in beide Richtungen. Sie haben so die Garantie, dass der
Unterlieksbereich bei Focks und Genuas auf BB- und STBKursen gleich gut steht! Bei Focks und Genuas
kann man nach dem gleichen Rollschema wie beim Groß vorgehen.
Wenn Sie am Meer segeln, sollten Sie die Segel regelmäßig mit Süßwasser ausspülen (1x alle 8 Wochen),
da das Harz im Tuch sowie die Nähte unter dem Salz, Schmutz und der Witterung leiden.
Spinnaker und Gennaker/Blister immer Trocken und salzfrei lagern. Besonders bei längerer Lagerung
sollten Spi und Blister nicht in den Sack gestopft sondern gefaltet verstaut werden.
Legen Sie den Spi ausgebreitet auf den Boden. Halbieren Sie ihn, indem Sie die beiden Schothörner
aufeinander legen. Jetzt lassen sich Spi oder Gennaker/Blister wie ein weißes Segel durch
Übereinanderlegen von ca. 70 cm breiten Bahnen falten.
1.2"Einsegeln" beim ersten Gebrauch auf dem Wasser
Genau wie ein Automotor sollten alle Segel "eingefahren" werden. Stellen Sie sich vor, Sie haben
neue Segel und Sie gehen bei 4-5 Bft mit diesen Tüchern sofort hoch an den Wind, verlangen Ihrem
Segel die Höchstleistung ab. Was passiert!?
Die achterlichen Partien der Segel werden auf dem Amwindkurs extrem hoch belastet, die vorderen
Partien dagegen fast nicht.
Resultat: Das Profil des Segels verlagert sich durch die ungleichmäßige Belastung in Tuch und
Nähten nach achtern und bleibt für den Rest des Segellebens dort. Daraus resultiert mehr Ruderdruck
und dazu weniger Leistung des Segels.
Segeln Sie bei 3-4 Bft oder mehr Wind mit Groß und Genua Halbwind, bzw. bei höheren
Windgeschwindigkeiten auch Raumschots mit dichtem Großbaumniederholer und nach vorne versetztem
Genuahaltepunkt ca. 30 - 40 Minuten abwechselnd auf BB- und STB. Die Nähte und Bahnen in den Segeln
werden gleichmäßig belastet und vorgereckt.
Gennaker, Blister und Spi sollten bei der ersten Ausfahrt nicht gleich "maximal hoch" am Wind
ausprobiert werden. Fahren Sie erst einmal eine Stunde bergab, mit dem Spi Vordemwind mit Gennaker
und Blister Raumschots, je nach Windstärke spitzer oder raumer zum Wind.
Ihre Segel werden es mit besserem Stand und höherer Leistung und Lebensdauer danken.
1.3 Segelpflege beim Gebrauch auf dem Wasser
1.3.1 Gefahr Nr. 1 - Killenlassen von Segeln
Killen von Segeln ist der frühe Tod aller Tücher, egal ob Dacron oder Laminate. Hört der Segelmacher
flatternde Segel, klatscht er innerlich in die Hände, weil der Kunde bald schon mit dem Hinweis
kommen wird, dass das Segel leider schon "ausgelutscht" ist und er schon wieder neue Segel braucht.
Es ist wirklich so, dass man aus schlagenden Segeln die Hundert-EURO-Scheine "nur so rausfliegen sieht".
Achten Sie daher immer darauf, dass Groß, Genua und Fock so dicht gefahren werden, dass das Achterliek
nicht schlägt!
Dies gilt besonders für beim An- und Ablegen vom Steg und beim Regattasegeln für die Wartezeit vor
dem Start.
1.3.2 Gefahr Nr. 2 - Salinge, scharfe Kanten, Splinte und kantige Beschläge
Überprüfen Sie Ihr Boot peinlichst genau nach scharfen Kanten. Meist lassen sich Splinte, etc. mit
Tesaband oder ähnlichem sauber abtapen, um größeres Unheil im Vorfeld zu vermeiden.
Salingenden kann man mit Lederflecken oder speziell dafür entwickelten Salingschützern versehen,
oft hilft aber auch einfaches Tesaband. Beim Halsen sollte man verhindern, dass das Großsegel
auf dem neuen Bug in die stehende Leebackstag schlägt. Eine sichere Methode das Segel im
Achterlieksbereich mehr als nötig zu strapazieren.
Bei Wingprofil Großsegeln (durchgelattet) sollten die Berührungsstellen der Wanten an den
Lattentaschen auf beiden Seiten abgeklebt werden, um eventuelles Durchscheuern auf Raum-
und Vorwindkursen zu verhindern.
Beim Verstauen und Auftuchen eines Lattensegels ist es wichtig, die Latten möglichst immer parallel
zum Großbaum zu legen oder das Segel zu rollen. Sie vermeiden so ein dauerhaftes Verbiegen und
Verdrehen der Segellatten in der Tasche.
Ständiges Scheuern an den Backstagen oder Wanten verletzt die geharzte Oberfläche des Tuches und
greift die Nähte an diesen Stelle an.
1.3.3 Gefahr Nr. 3 - Überbelastung von Segeltüchern
Bitte beachten Sie unsere Angaben über Maximalbelastungen unserer Segel genau. Ein leichter Spi,
der in zu hohen Windgeschwindigkeiten gesetzt wird, verliert in Kürze seine Form, da das leichte
Tuch den Belastungen nicht gewachsen ist. Der Spi kann, wenn er nach dem Einfallen wieder zum Stehen
kommt, durch den hohen Druck aus den Lieken fliegen!
Auch bei weißen Segeln sollten die von uns angegebenen maximalen Windgeschwindigkeiten nicht
überschritten werden.
Überdehnung des Segelvorlieks durch zu hohe Spannung des Falls und/oder des Cunninghams ist die
Hauptursache für das vorzeitige "Ableben" von Segeln.
1.3.4 Gefahr Nr. 4 - Fett, Dreck, Blut und Industriestaub
Verschmutzung selbst schadet zwar dem Segel nicht, lässt aber die Freude am neuen Tuch schnell
schwinden.
Achten Sie darauf, dass Wanten, Mast, Backstagen etc. fett- und schmutzfrei sind. Nach langen
Fahrten zu Regattaorten sollte man vor dem Aufriggen den Mast, bzw. die Wanten und die Stagen
säubern. Auch ein sauberes Deck hilft der Verschmutzung der Segel vorzubeugen.
Bei unachtsamen Ein- oder Auskranen hinterlässt die schmierige Kabeltrosse des Krans oftmals
Spuren an Wanten und Fallen, welche später die Ursache für hässliche Flecken im Segel sind.
Wenn Sie Ihre Segel reinigen wollen, fangen Sie mit der harmlosesten Methode an:
Kaltes Wasser: Sollten Sie keinen Erfolg haben, probieren Sie es mit lauwarmem Wasser und einer
milden Seife oder einem Feinwaschmittel. Kreisende Bewegungen mit einem Schwamm oder einer
weichen Bürste auf der verschmutzten Fläche sollten zum Erfolg führen. Falls nicht, nehmen
Sie Abstand davon weitere Reinigungsmethoden anzuwenden.
Fettflecken sind nur schwer zu beseitigen. Niemals Segel in der Waschmaschine waschen, zum
Reinigen geben, oder gar bügeln!
Das Finish des Segels, sowie der UV Schutz der Dacronfaser wird dabei zerstört. Blutflecken
sofort mit kaltem Wasser ausspülen.
1.3.5 Gefahr Nr. 5 - UV-Strahlung
UV-Strahlung ist Gift für alle Segeltuche, denn der Alterungsprozess der Segel wird enorm
beschleunigt.
Decken Sie, wenn möglich, die Segel in geborgenem Zustand immer ab. (Großbaumpersenning,
Fockpersenninge, am besten die Segel unter Deck in den vorgesehenen Segelsäcken lagern).
Dies gilt besonders für südliche Breiten, in denen die UV-Strahlung bedeutend stärker ist
als bei uns.
1.3.6 Gefahr Nr. 6 - Setzen, Bergen, Ausreffen und Wenden
Beim Setzen von Segeln ist besonders darauf zu achten, dass das Vorliek nicht durch die
Mastnut oder den Einfädler verletzt wird. Der Mann an den Fallen sollte nicht blind reißen,
sondern auch die Mastnut bzw. den Einfädler beobachten, ob alles klar läuft.
Beim Bergen nie die Segel am Achterliek herunterziehen, sondern nur am Vorliek! Beim Wenden
ist die Genua das am meisten gefährdete Segel. Die Genua-Schot immer klarieren und rechtzeitig
vor der Wende loswerfen, damit eine Berührung, ein Verhaken an der Saling vermieden wird. Risse
im Salingbereich sind die häufigste "Segelverletzung".
Beim Ausreffen unbedingt an das Lösen der Reffbändsel denken. Es ist eine kleine Hilfe die
Reffzeisige farbig zu wählen. Beim Reffen selbst erst das Vorliek, dann die Reffleine und zuletzt
die Großschot dichtnehmen.
Falls von unserer Seite noch keine Salingverstärkungen eingeklebt oder eingenäht sind, stellen
Sie bitte die Position in Ihrer Genua beim Segeln fest und bringen Sie uns das Segel, damit wir
Ihnen Patches einkleben können.
1.4 Wichtiger Hinweis
Auch Achterlieksleinen ("Leechline") können sich beim Wenden in den Wanten oder am Mast verhängen,
wenn sie nicht in den dafür vorgesehenen Taschen versorgt sind.
Unsere Leechlines sind aus sehr reißfesten und dehnungsarmen Materialien gefertigt. Dies kann
beim Hängenbleiben in der Wende das Einreißen des Achterlieks zur Folge haben.
Sie können die Regulierleine auch kürzen. Denken Sie aber daran, das Achterliek vorher zu strecken,
damit die Leine nicht zu kurz wird.
Wir hoffen, Ihnen mit diesen Tipps eine gute Hilfe gegeben zu haben.
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