Definitionen
Um für die folgenden Tips eine verständliche Sprache zu sprechen, beschreiben wir kurz,
wie wir die folgenden Ausdrücke verstehen.
- Mastfall:
Neigung des Mastes nach hinten. Diese Neigung wird bei fast allen Booten durch die Länge
des Vorstags bestimmt. Diese Neigung kann gemessen werden von einem freihängendem
Großfall zum Lümmelbeschlag des Großbaums am Mast.
- Topgeriggtes Boot:
Das Vorstag geht bis in den Masttop.
- Dreiviertelgeriggtes Boot:
Das Vorstag hört unter dem Masttop auf, wobei der Bruchteil der Mastlänge, bei der das
Vorstag aufhört, für unsere Trimmtips unerheblich ist.
- Vorstagsdurchhang:
Beim Segeln am Wind ist das Vorstag eines Boots nie ganz gerade. In Abhängigkeit von der
Riggspannung hängt das Vorstag mehr oder weniger durch. Der Vorstagsdurchhang macht das
Vorsegel voller.
- Mastbiegung Achterliche:
Der Mast biegt im Top nach achtern. Die Mitte des Mastes biegt nach vorn. Mastbiegung
macht das Großsegel flacher. (Mastbiegung bei der das Top nach vorn und die Mitte nach
hinten biegt ist unter allen Umständen zu vermeiden. - Mastbruchgefahr!!)
- Bauchige Segel:
Bauchige (volle) Segel sind gut für schwere Boote, leichten Wind, Raumschotkurse, schwere
Mannschaften und bei starkem Wellengang.
- Flache Segel:
Flache Segel sind gut für leichte Boote, mittleren bis schweren Wind, Amwindkurse,
leichte Mannschaften und flaches Wasser (ohne Wellengang).
- Segeldruckpunkt:
Ideeller Punkt, in dem wir uns die Kräfte der Segel konzentriert denken.
- Lateraldruckpunkt:
Ideeller Punkt, in dem wir uns den Widerstand des Rumpfes, des Kiels und des Ruders gegen
die seitliche Abdrift konzentriert denken.
- Widerstand:
Widerstand des Rumpfes gegen die Fortbewegung im Wasser. Summe aus Frontwiderstand und
Reibungswiderstand.
1. Seitlicher
Masttrimm
Grundsätzlich muß ein Mast in seiner seitlichen
und achterlichen Einstellung getrimmt werden. In beiden Richtungen kann er sich neigen
oder biegen. Die seitliche Einstellung umfaßt die seitliche Neigung und die seitliche
Biegung des Mastes.
- Seitliche Neigung
Wenn ein Mast mit seitlicher Neigung im Schiff steht, meinen wir einen Trimm, bei dem der
Mast in sich gerade aber seitlich nicht senkrecht steht. Seitliche Neigung hat ziemlich
genau den gleichen Effekt wie die Krängung des Bootes. Krängung nach Lee erhöht die
Luvgierigkeit des Bootes. Die Erklärung dafür ist, daß der Segeldruckpunkt und der
Widerstand des Rumpfes gegen die Vorwärtsbewegung seitlich auseinander wandern. Die
vorwärtsweisende Kraft der Segel und der Widerstand des Rumpfes üben dann eine
Drehwirkung auf das Boot aus. Luvgierigkeit ist jedoch bei mittlerem oder schwerem Wind
langsam und anstrengend, da sie durch ständiges Ruderlegen wieder ausgeglichen werden
muß. Deshalb sollte seitliche Neigung des Mastes auf jeden Fall vermieden werden.
Dazu müssen die Oberwanten stramm angesetzt werden. Am besten dreht man die Wantenspanner
auf einem Amwindkurs bei mittlerem Wind in Lee fest, bis das Leewant stramm bleibt und
nicht mehr durchhängt.
- Seitliche Biegung
Seitliche Biegung des Mastes stellt man am besten durch eine Peilung an der Nut des Mastes
nach oben fest. Wenn man bei mittlerem Wind an der Nut hochpeilt, kann man häufig eine
seitliche Biegung im Topbereich feststellen. Manchmal steht auch der ganze Mast in einer
S-Kurve da.
Mit der seitlichen Biegung ist die Einschätzung der Bedeutung nicht ganz so einfach. Bei
einem 7/8 geriggtem Boot kann eine gewisse Biegung im Top des Mastes zur Seite bei
stärkeren Winden sehr gut sein, um das Segel flach zu trimmen und das Achterliek zu
öffnen. Die Mitte des Mastes biegt dann leicht nach Luv. Das öffnet den Spalt zwischen
Vor- und Großsegel und trimmt das Großsegelprofil in der Mitte flacher.
Diese Biegung wird bei dem 7/8 geriggtem Boot durch das Jumpstag kontrolliert. Es greift
im Top an und begrenzt sowohl die seitliche als auch die achterliche Biegung.
Bei einem topgeriggtem Boot ist seitliche Biegung ganz anders zu beurteilen. Hier ist eine
seitliche Biegung fast immer zurückzuführen auf zu lose oder zu dehnbare Oberwanten. Bei
starkem Wind kann das sehr gefährlich werden, denn die seitliche Biegung verringert den
Angriffswinkel der Oberwante zum Mast. Wird aber ein bestimmter Winkel (ca.11°)
unterschritten, ist die Stützkraft der obersten Saling zu gering und der Mast bricht.
Besonders unangenehm ist, daß ein Ansetzen des Achterstags in diesem Fall die seitliche
Biegung und damit die Gefahr noch verstärkt.
Aber auch ohne Mastbruch ist die seitliche Mastbiegung schädlich: Bei stärkerem Wind
führt sie zu vermehrtem Durchhang des Vorstags. Damit wird das Vorsegel voller genau in
dem Moment, in dem wir das Segel eigentlich flacher trimmen wollen! Bei einem topgeriggten
Boot müssen wir also seitliche Neigung und seitliche Biegung mit allen Mitteln vermeiden.
2. Die drei wichtigsten Schritte beim seitlichen Trimmen des
Mastes
Diese Schritte sind gleichermaßen für topgeriggte
und 7/8 geriggte Boote gültig.
Der Mast soll seitlich gesehen senkrecht im Boot stehen.
Nach dem Setzen des Mastes werden alle Stage nur lose angesetzt. Ein Massband wird jetzt
zum Masttop vorgeheißt und dann die Distanz zu beiden Püttings gemessen. Damit der Mast
ohne seitliche Neigung steht, sollten beide Distanzen gleich sein. Zur Vollständigkeit
können Sie auch noch den horizontalen Abstand von dem Mast zur Pütting auf beiden Seiten
auf Gleichheit prüfen. Sind die Abstände und Distanzen gleich wird der Mast im Deck
fixiert oder wenn er auf Deck steht durch leichtes Andrehen der Oberwanten fixiert.
- Die Oberwanten werden angesetzt
Die Oberwanten sollen nun gleichmäßig festgezogen werden. Das geschieht am besten bei
mittlerem Wind auf einem Amwindkurs. Die jeweilige Leewante wird jetzt immer wieder
nachgesetzt, bis sie auch in Lee stramm und ohne Durchhang bleibt.
- Festsetzten der Unterwanten
Bei einem Rigg mit einer Saling übernehmen die Unterwanten die Aufgabe den Mast in der
Mitte seitlich gerade zu halten. Wenn wir wieder auf den Amwindkurs gehen, wird eine zu
feste Unterwante den Mast in der Mitte nach Luv ziehen und eine zu lose den Mast in der
Mitte nach Lee sacken lassen.
Man beginnt den Trimm der Unterwanten mit einer zu losen Einstellung. Die Unterwanten
werden jetzt so lange angesetzt bis der Mast auf beiden Bugen seitlich gerade steht. Als
Faustregel gilt dabei, daß richtig eingestellte Unterwanten etwas loser sind als die
Oberwanten wenn man im Hafen liegt.
Wenn Sie zwei Unterwanten auf jeder Seite haben, wird das Vordere die achterliche
Mastbiegung begünstigen, während das hintere Unterwant die achterliche Mastbiegung
begrenzt. Zwischen den Beiden sollte die Aufgabe, den Mast seitlich gerade zu stellen, so
aufgeteilt werden, daß das vordere Unterwant fester als das hintere angezogen ist.
3.
Riggs mit mehreren Salingen
Wenn ein zu trimmendes Rigg mehr als eine Saling
hat, wird die Sache etwas komplizierter. Zusätzlich müssen jetzt die Mittelwanten
eingestellt werden. Zunächst wird aber auch hier der Mast seitlich gerade gestellt und
die Oberwanten angezogen. Die Salingpaare werden auf gleiche Höhe eingestellt. Sie
sollten leicht nach oben zeigen bzw den Winkel, mit dem sie auf die Oberwante auftreffen,
halbieren.
Den seitlichen Trimm eines Riggs mit mehreren Salingen beginnt man mit der Unterwante.
Diese wird am Besten wieder beim Amwindsegeln fixiert. Danach arbeitet man sich den Weg
über die Mittelwanten nach oben.
Hier ist aber Vorsicht geboten: Gerade die oberen Mittelwanten können, wenn sie zu fest
oder zu lose sind, den Anschein erwecken, die jeweilige Oberwante sei fehlerhaft getrimmt.
Ein korrekter Trimm kann hier nur mit einigem Fleiß erreicht werden. Die Mittelwanten
müßen während des Segelns von einer bewußt zu losen Einstellung langsam angesetzt
werden, bis der Mast seitlich gerade steht. Das erfordert auch bei sehr geübten Seglern
etliche Wenden und Geduld.
4.
Achterlicher Masttrimm
- Mastfall
Mastfall ist die Neigung der Mastes nach hinten. Die Größe des Mastfalls ist abhängig
von der Länge des Vorstags. Je länger das Vorstag ist, je weiter wird der Mast nach
hinten lehnen, und je mehr Mastfall ist eingestellt. Eine leichte Neigung nach achtern
gilt bei allen Riggarten als gut. Neigung nach vorn sollte man vermeiden. Topgeriggte
Boote benötigen weniger Mastfall als 7/8 geriggte. Mastfall kann man sehr leicht mit
einem freihängenden Großfall messen. Man beschwert dabei das Großfall und mißt die
Distanz vom Fall zum Lümmelbeschlag des Großbaums.
Eine Veränderung des Mastfalls stellt ein enormen Eingriff auf den Trimm des Bootes dar.
Nahezu alle Einstellungen werden damit verstellt. Bei einer Vergrößerung des Mastfalls
wandert der Segeldruckpunkt nach achtern. Damit wird das Boot luvgieriger..... Aber auch
der Holepunkt des Vorsegels verschiebt sich. Bei einer Mastfallvergrößerung muß der
Holepunkt tendenziell nach vorn geschoben werden. Das richtige Mastfall muß individuell
als Kompromiß zwischen ausreichender Luvgierigkeit bei leichtem Wind und beherrschbarer
Luvgierigkeit bei schwerem Wind gefunden werden.
Ein häufiger Irrtum ist die Annahme, daß ein Erhöhen der Achterstagspannung das
Mastfall erhöhen würde. Das ist nicht der Fall. Eine höhere Achterstagsspannung
verringert den Durchhang des Vorsegelvorlieks. Das Vorsegel wird flacher. Amwind kann eine
bessere Höhe gefahren werden. Das trifft sowohl auf die Achterstagsspannung bei einem
topgeriggtem Boot wie auf die Backstagsspannung auf einem 7/8 geriggten Boot zu. Die
maximale Spannung, die man seinem Boot dabei zumuten sollte, liegt etwa bei 30 % der
Bruchlast des Achterstags. Bei Booten mit langen Überhängen kann man auch beim
Amwindsegeln am Vorstag hochpeilen während die Achterstagsspannung erhöht wird. Wenn der
Durchhang nicht mehr kleiner wird, hat man den Punkt erreicht in dem das Boot biegt. Ein
weiteres Erhöhen der Spannung ist dann sinnlos.
- Achterliche Mastbiegung
Achterliche Mastbiegung erlaubt das Profil des Großsegels an die verschiedenen Windlagen
anzupassen. Das Großsegel ist ja das einzige Segel, daß sowohl beim leichtesten
Windhauch als auch bei kräftigem Sturm gefahren wird. Über die Reffs aber vor allem auch
über die Mastbiegung kann sein Profil verändert werden. Viel Mastbiegung wird ein
flaches Großsegel ergeben, mit dem bei frischen Wind ohne zuviel Luvgierigkeit gesegelt
werden kann.
Ein Wort der Warnung aber vorweg: Viele Riggs von Fahrtenbooten sind nicht für
Mastbiegung ausgelegt worden. Die Salingbeschläge dieser Riggs sind nur auf der
Außenseite des Mastes befestigt und haben keine durch das Mastinnere gehende Verbindung.
Dieser Typ Mast sollte nur bis zu einer maximalen Mastbiegung gefahren werden, die seiner
Breite in vor-achterlicher Richtung entspricht. Bei vermehrter Biegung können die Salinge
die Mastaußenseite eindellen und der Mast würde brechen.
Bei toppgeriggten Booten, deren Mast auf dem Kajütdach gesetzt wird, sind die
Möglichkeiten für Mastbiegung eingeschränkt. Sie können Mastbiegung durch die
Achterstagsspannung oder über ein Babystag erreichen.
Bei 7/8 geriggten Booten mit dem Mast auf dem Kajütdach sind Möglichkeiten durch die
Backstagsspannung und die Achterstagsspannung gegeben.
Steht jedoch der Mast auf dem Kiel, haben Sie weitere Trimmalternativen. Bei einem gerade
getrimmten Mast bilden nun der Mastfuß, der Masttop und die Fixierung im Deck eine Linie.
Wird jedoch der Mastfuß von dieser geraden Linie nach hinten bewegt oder wird der Mast im
Deck nach vorn gedrückt, wird eine Vorbiegung im Mast erzeugt. Diese Vorbiegung entsteht
bereits bevor der Mast durch die Segellast beeinflußt wird.
Um einen besseren Eindruck über die Größe der Vor-Mastbiegung zu bekommen, sollte man
das Großfall nehmen und an den Lümmerbeschlag halten, so daß es eine Sehne über die
Vorbiegung bildet.
Wichtigstes Kriterium für die Mastbiegung ist jedoch die Abstimmung mit der Segelform.
Dankenswerter Weise zeigt das Großsegel mit strahlenförmigen Falten an, wenn zuviel
Mastbiegung für den gegebenen Großsegelschnitt vorliegt. Die Richtung der Falten weist
dabei auf die Stelle der zu großen Mastbiegung.
5.
Trimmöglichkeiten während des Segelns
Das Achterstag ist auf topgeriggten Booten die
wichtige Einrichtung, um den Vorstagsdurchhang und die Mastbiegung zu kontrollieren. Auf
7/8 geriggten Booten dient das Achterstag hauptsächlich als Maststütze während der
Halse. Meistens wird es nur bei leichtem Wind etwas eingesetzt, um das Großsegel im
oberen Bereich flach und offen zu trimmen.
Die Backstagen dienen auf topgeriggten Booten, um die Mastbiegung zu begrenzen. Durch den
hohen Stauchdruck des Achterstags haben sie eine wichtige Funktion. Auf 7/8 geriggten
Booten übernehmen die Backstagen zusätzlich die Aufgabe den Vorstagsdurchhang zu
begrenzen. Damit sind sie auf diesen Booten die wichtigste Trimmeinrichtung.
Unterbackstagen dienen auf beiden Riggtypen zur Kontrolle der Mastbiegung im unteren
Bereich.