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FRITZ-Segel [Segel Info]
Drifter contra Blister
["Soll ich mir einen Drifter oder einen Blister kaufen?"]
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Eine häufige Frage! Um Ihnen die Qual der Wahl zu erleichtern möchten wir vorab die Unterschiede
und die Einsatzbereiche der beiden Segel erklären. Eigentlich haben beide Tücher nichts
miteinander zu tun, da der Drifter ein Amwindsegel, der Blister dagegen ein Halbwind- bis
Vormwindsegel ist, also genau genommen ein Ersatz für den Spinnaker darstellt.
DRIFTER
Der Drifter ist eine übergroße zum Top reichende Genua aus leichtem Tuch, mit welcher Sie eine
deutlichen Verbesserung Ihrer Bootsgeschwindigkeit bei Leichtwetter auf Amwind- und bei
Anliegerkursen erzielen. Er wird bevorzugt auf Binnenseen und anderen Leichtwetterrevieren
eingesetzt. Bedingt durch die wirkungsvolle Vergrößerung der Segelfläche im Topbereich bringt
diese „Super-Genua“ auf nicht topgetakelten Yachten bei Windstärken zwischen 0 und 2 Bft. einen
enormen Speedzuwachs. Der optimale Einsatzbereich des Drifters liegt bei 40 bis 80 Grad
Windeinfallswinkel.
Der Drifter ist zu zweit mühelos zu bedienen.
Das Segel wird vor dem Vorstag am Bug „freifliegend“ bis zum Masttop gesetzt. Fixiert wird es
über ein endloses Genuarollsystem, das mindestens 15 cm vor dem Vorstag montiert sein sollte.
Im Driftervorliek sind zwei Drahtseile parallel zueinander (Doppeldrahtseil) eingearbeitet,
über welche es „freifliegend“ mit einem Fall bis ins Masttop gesetzt wird. Zwischen dem
Fallschäkel und dem Segelkopf wird ein Wirbel eingesetzt, um das Wickeln des Drifters zu
ermöglichen. Die Rollanlage für den Drifter sollte leichtgängig sein, da er bei jeder Wende
oder Halse wegen des geringen Abstandes zum Hauptvorstag weggerollt werden muss.
Gesetzt und geborgen wird der Drifter an Bord in gerolltem Zustand, wie eine lange „WURST“.
Bitte lagern Sie das Segel jedoch gefaltet, da sonst die Verstärkungen an Top und Hals leiden.
Das Drifterfall sollte unbedingt aus Draht sein, um die Dehnung möglichst gering zu halten.
Der Draht sollte in eine reckfreie Fallleine übergehen, die in einer ausreichend dimensionierten
Fallklemme belegt wird. Beim Einbau eines Drifterfalles sollten Sie darauf achten, dass das
Drahtende des Falles in gesetztem Zustand des Drifters erst kurz vor der Fallklemme in die
Falleine übergeht, um unnötiges Reck zu vermeiden.
Der Drifter kann seine volle Leistung nur dann Ausspielen, wenn das Vorliek nicht zu weit
nach Lee durchhängt. Das Drifterfall muss also unbedingt gut durchgesetzt werden, sowie auch
sichergestellt sein sollte, dass das Fall nicht nachrutscht oder dehnt.
Aus Gründen der hohen Stabilität und geringen Luftundurchlässigkeit von MYLAR, sollte der
Drifter unbedingt aus diesem leichten Tuch gefertigt werden. Spinnakertuch ist aus oben
genannten Anlässen weniger dafür geeignet.
Wollen Sie Ihr Boot mit einem Drifter aufrüsten, sollten Sie einige Punkte vorab klären:
- Bei nicht topgetakelten Yachten sollte das Masttop seitlich unbedingt durch eine
Diamond- oder Jumpstagspreize abgesichert sein. Die Gefahr eines seitlichen
Mastbruches ist umso größer, je höher Ihr seitlich unverstagtes Masttop über den
Vorstag- und Oberwantenansatzpunkt hinausragt.
- Eine Drifterrollanlage zur Befestigung am Bug ist erfor derlich.
- Ein Topfall aus Draht, falls nicht schon vorhanden, mit einer Fallklemme auf Deck oder
eine Druckknopfschiene für ein Kugelfall seitlich am Mast montieren. (bei hohen Masten
wie z.B.Liberas)
- Manchmal muss die Genuaschiene nach achtern verlängert werden, soll der Drifter die
gewünschte Größe bekommen.
- Drifterschoten. Länge ca.3,5 mal LüA Ihres Bootes.
Bitte unbedingt vor dem Kauf beachten:
Ein wichtiges Kriterium bei der Anschaffung eines Drifters ist die Veränderung der
Yardstickzahl. Halten Sie vorher mit uns Rücksprache.
BLISTER
Der Blister ist ein Spinnakerersatz für den Cruisingsegler. Eingesetzt wird er auf
Halbwind-Raum- und Vormwindkursen.
Für Regatten ist der Blister weniger geeignet, da er auf Raum- und Vormwindkursen dem
Spinnaker an Leistung unterlegen ist. Er wird ohne Spinnakerbaum an Bug angeschlagen und ist
um ca.20% kleiner als ein Normalspinnaker.
Allein Form und Größe des Blisters geben ihm ein gutmütiges Verhalten, genau wie es der
Cruisingsegler von seinem Segel erwartet. Er kann problemlos auf Halbwind, Raum- und
Vormwindkursen eingesetzt werden. Bei Leichtwind ist es sogar möglich bis 60 Grad hoch an den
Wind zu gehen.
Der Umgang mit dem Blister ist mit kleinen, ungeübten Mannschaften problemlos.
Das Segel wird vor dem Vorstag am Bug, oder an einem nach vorne über den Bug hinausragenden
„Rüssel“ oder Baum mit dem Hals angeschlagen. Es wird mit dem Spinnakerfall gesetzt, die
Schoten werden beim Halsen um das Vorstag gezogen. Die Regulierung der Vorlieksspannung kann
über das Spinnakerfall erfolgen, oder über
die Höhe des Blisterhalses mit einem Flaschenzug über Deck. Das Setzen und Bergen des Blisters
ist aus dem Cockpit möglich, eine Erleichterung bietet ein Bergeschlauch, der bei Manövern über
das Segel gezogen wird und ein wildes Schlagen oder ein Außer-Kontrolle-Geraten des Segels
verhindert.
Man kann mit diesem Bergeschlauch auch Halsen, zieht man diesen vor dem Manöver über den
Blister. (Siehe dazu auch unseren Text über den Bergeschlauch) Entgegen einer hin und wieder
verbreiteten Meinung, ist es nicht möglich einen Blister mit einer Rollanlage sinvoll ein-
oder auszurollen.
Blister für den Regattabereich
Der Blister für den Regattabereich nennt sich Genneker oder Asymetric.
Im Gegensatz zum Blister, der ca.20% kleiner ist als der Standardspinnaker einer Yacht, wird
beim Racinggenneker versucht möglichst die maximale Größe zu erreichen. Was bedeutet, das
Racinggennaker nur ca.7% kleiner sein können als Spinnaker.
Gleitjollen und gleitfähige Yachten neuerer Bauart werden heutzutage schon meist mit einem
Genneker serienmäßig ab Werk geliefert.(=Rüsselboote)
Wenn Sie planen Ihr Boot mit einem Blister auszurüsten, sind keine nennenswerten Umbauten
und weitere Anschaffungen vorzunehmen, es sei den Ihr Masttop ist seitlich nicht verstagt,
d.h.die Oberwanten sind nicht annähernd in Höhe des Blisterfallumlenkblockes oben am Mast
angesetzt.
Möchten Sie einen Blister anschaffen, sollten Sie folgende Zusatzkosten einkalkulieren:
- Falls Sie es bequem mit kleiner Mannschaft wollen, ist ein Blisterbergeschlauch
erforderlich, der von EUR 21,– bis EUR 23,– inkl.16%Mwst. pro Meter
Seitenlieklänge kostet. Der Meterpreis ist von der Größe des Blisters abhängig.
- Eine Blisterschot, die etwa die 4-fache Länge der Bootslänge haben muss.
Falls Sie mit dem Blister Yardstickregatten segeln möchten, wird sich zwar Ihr Yardstick
nicht negativ verändern, aber denken Sie daran, dass ein Blister an Leistung dem gleichgroßen
Spinnaker außer auf Kursen über 100 Grad Windeinfallswinkel deutlich unterlegen ist,
besonders auf Vormwindkursen, da er nicht mit einem Spinnakerbaum nach Luv gezogen werden
kann und in der Abdeckung des Großsegels steht.
Auch mit dem größeren Racingenneker haben Sie nur einen Vorteil ab dem Zeitpunkt, wenn Ihr
Schiff ins Gleiten kommt, da Sie nicht wie mit dem Spi „platt vorm Laken“ segeln können,
sondern „Vormwind abkreuzen“ müssen, was die zurückzulegende Wegstrecke beträchtlich
verlängert.
Bei leichten bis mittleren Winden werden Sie daher auch mit dem Racinggenneker „versauern“!
Download als PDF-Datei
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